Volkswagen stellt mit dem 1-Liter Auto
erneut seine Technologieführerschaft
unter Beweis
 
 


Der 120 km/h schnelle Prototyp verbraucht bei der Fahrt von Wolfsburg
nach Hamburg lediglich 0,89 Liter Diesel pro 100 Kilometer
 

Anlässlich der 42. Hauptversammlung der Volkswagen AG in Hamburg
wurde das sparsamste Auto der Welt vorgestellt: das erste echte 1-Liter-Auto.
Der  bis dato streng geheime Prototyp, von dem viele nie geglaubt hätten,
dass er je gebaut werden könnte, ist mit eigener Kraft von Wolfsburg
aus zur Hauptversammlung in die Hansestadt gefahren worden: Im
Vorfeld der Jahreshauptversammlung hat der amtierende
Vorstandsvorsitzende, Dr. Ferdinand Piëch, am 14.4.2002 mit diesem
Forschungsfahrzeug die Strecke zwischen dem Unternehmensstammsitz
wolfsburg nach Hamburg zurückgelegt. Trotz schwieriger Wetterbedingungen konnte
bei dieser Fahrt ein rekordverdächtiger Durchschnittsverbrauch von nur
0,89 Litern pro 100 Kilometer erreicht werden.

Der Start fand am Sonntag morgen um 9.00 Uhr vor dem Verwaltungshoch-
haus der Volkswagen AG in Wolfsburg bei Regenwetter statt. Die Route führte
über die Autobahn A39 zum Kreuz Königslutter, dann über die Autobahnen A2
und A7 über die Elbbrücken bis zum Hotel Vier Jahreszeiten an der Hamburger
Binnenalster.

Die wochenlangen Testfahrten fast rund um die Uhr hatten sich ausgezahlt.
Ohne die kleinste Störung hielt das aufgrund der Gewichtseinsparung unlackierte
Fahrzeug, und damit etwas unscheinbare Fahrzeug mit dem Kennzeichen
WOB - L 1 problemlos die 230 Kilometer lange Tour durch. Die
Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 75 km/h, nach rund drei Stunden Fahrzeit
war das Ziel erreicht, und aus dem 6,5l-Tank gerade mal 2,1 Liter
durch die Einspritzdüsen geronnen.

Das weltweit erste straßenzugelassene 1-Liter-Auto ähnelt in seiner
Erscheinung eher einem Sportwagen als einem typischen
Forschungsfahrzeug. Aufgrund der konzeptbedingt notwendigen
kleinen Windangriffsfläche wurde eine ungewöhnlich schmale und sehr
flache Karosserieform gewählt. Die im Windkanal entwickelte Karosserie
des 3,65 Meter langen, aber nur 1,25 Meter breiten und etwas über
einem Meter flachen Fahrzeugs besteht vollständig aus Kohlefaser-
Verbundwerkstoff. Aus Gründen der Gewichtseinsparung ist sie natürlich
unlackiert. Die CfK-Außenhaut spannt sich über einen Spaceframe-
Rahmen, der nicht aus Aluminium, sondern aus dem nochmals deutlich
leichteren Magnesium hergestellt wurde.

Beim Antrieb des 1-Liter-Autos handelt es sich um einen Einzylinder-Diesel,
der als Mittelmotor vor der Hinterachse positioniert ist; und zwar in
Kombination mit einem automatisierten Direktschaltgetriebe.
Kurbelgehäuse und Zylinderkopf des 0,3-Liter-Motors sind in Monoblock-
Bauweise aus Aluminium gefertigt. 6,3 kW / 8,5 PS bei 4.000 U/min
leistet der Saugdiesel-Direktein-spritzer mit fortschrittlicher Pumpe-Düse-
Hochdruckeinspritzung. Er verhilft dem nur 290 Kilogramm leichten
Fahrzeug zu einem erstaunlichen Temperament.

Das aus Leichtmetall gefertigte Fahrwerk und die rollwiderstands-optimierten
Leichtlauf-Reifen auf 16-Zoll-Felgen aus extrem leichtem Verbundwerkstoff
korrespondieren perfekt mit dem sparsamen Antrieb.

Der sportlich knapp gestaltete Innenraum bietet ausreichend Platz für
zwei Personen, die nach dem Zurückklappen der kuppelartigen Flügeltür
bequem einsteigen können. Auch bei den Sitzen wurde extremer
Leichtbau angewendet. So besteht der Sitzrahmen aus Magnesium, statt
klassischer Polster kommen hochfeste und dennoch bequeme
Gewebespannbezüge zum Einsatz.

Trotz des Leichtbaus in allen Komponenten ist die Sicherheit stets
in allen Phasen der Entwicklung des Einliter-Autos ein wesentlicher
Bestandteil gewesen. So gehören ein Antiblockiersystem, das
Elektronische Stabilitätsprogramm ESP sowie ein Fahrerairbag zur
Sicherheitsausstattung des Konzeptfahrzeugs. Deformations-Elemente
im Frontbereich sowie die Spaceframe-Konstruktion sorgen für einen
Aufprall- und Überschlagschutz, der dem eines GT-Rennwagens
entspricht.

Dass es sich beim 1-Liter-Auto von Volkswagen nicht um ein spartanisches
Forschungsauto, sondern um ein hochtechnologisches Spezialfahrzeug
handelt, zeigt vor allem die sportwagenähnliche Konzeption. Das beginnt
bei der besonderen Sitzanordnung: Fahrer und Beifahrer sitzen in
zentraler Position wie in einem Monoposto, allerdings zu zweit in
Tandem-Position, der Motor ist als Mittelmotor quer vor der Hinterachse
installiert. Das aufwendig konstruierte Leichtbau-Fahrwerk (Doppelquerlenker
vorn, DeDion-Hinterachse) sorgt in Verbindung mit dem niedrigen
Schwerpunkt und dem geringen Fahrzeuggewicht für ein sehr agiles
Lenkverhalten.

Dem Projektteam ist es dadurch auf eindrucksvolle Art und Weise
gelungen, Fahrspaß mit einem bislang unerreicht niedrigen Verbrauch
zu kombinieren.

Auch verfügt das 1-Liter-Auto über zahlreiche praktische und
komfortable Details. So befindet sich im Heck unter einer separaten
Klappe ein leicht zugänglicher Stauraum mit einem Fassungsvermögen
von 80 Litern; eine Rückfahrkamera hilft beim Rangieren; eine
automatische Ver- und Entriegelung der Flügeltür und ein Startknopf
im Cockpit ermöglichen eine Bedienung ohne Schlüssel.

Das Fahrzeugkonzept des 1-Liter-Autos - vierrädrig, flach, mit zwei
hintereinander angeordneten Sitzen - gibt einen Ausblick auf eine
mögliche neue Fahrzeugfamilie, die vom Supersparmobil über den
preiswerten Alltagstourer für junge Leute bis hin zum Supersportler
mit exzellenten Fahrleistungen einen neuen Bedarf abdecken kann.
 
 

netMagazine.de

zurück