Der 1. & 2. Juli 2005 sah die Geburt eines neuen
Sommerfestivals für die schwarze Szene. Nachdem das Zillo
bereits seit Jahren ein eigenes Sommerfestival ausrichtet,
der SonicSeducer neben dem „On a Dark Winter Night“-
Festival zum Jahreswechsel auch schon das M’era Luna, sowie
das CastleRock und Burgfolk präsentiert, war dieses eigentlich
schon lange überfällig. Mit dem Orkus hat nunmehr auch die
dritte der drei großen Szenezeitschriften ein eigenes Festival
aus dem Boden gestampft.
Damit war das Amphi-Festival geboren. Sein Name resultiert
aus der Tatsache, dass es im Amphi-Theater Gelsenkirchen
stattfand, welches seinerzeit zur Bundesgartenschau erbaut
und seither für Open Air Veranstaltungen aller Art genutzt
wird.
Beschaulich gelegen, direkt am Kanal, ist es auch eine
adäquate Location.

Doch außer einer schönen Location, die von überall gut
zu erreichen ist und auch sonst alle Bedürfnisse erfüllt, die
Veranstalter und Publikum an ein Sommer-Festival stellen,
benötigt man natürlich eine Auswahl hochkarätiger und
angesagter Bands, um das Publikum nach Gelsenkirchen zu
locken.

Hier konnte die erste Auflage des Amphi-Festivals auf
ganzer Linie punkten, las sich das Line-Up doch wie ein
Who-is-Who der schwarzen Szene.
Aber der Reihe nach. Ganz frei von Fehlern war das Amphi-
Festival natürlich nicht, aber welche Debutveranstaltung
kann das schon von sich behaupten, frei von Kinderkrank-
heiten zu sein.
So gestaltete der Einlass sich als langwieriger als gedacht,
so dass sich zwar kurz vor Beginn der ersten Band, THIS
M’ORN OMINA, eine sehr lange Schlange vor der Einlass-
kontrolle gebildet hatte, sich demzufolge aber zwangsläufig
erst eine Handvoll Fans auf dem Gelände bzw. vor der Bühne
einfanden und die Hardcore-Industrial-Combo, deren Stücke
schon beinahe in den Bereich des Techno zu zählen sind,
praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit spielten.
Ein paar Fans war dies jedoch egal, nutzten sie den
ungewohnten Freiraum vor der Bühne doch zum
ausgiebigen Tanzen.


 

Da die Veranstalter das Problem bemerkten und dem nächsten
Act, UNHEILIG, nicht das gleiche Schicksal ereilen sollte, wie
This M’orn Omina, zumal viele Unheilig-Fans wohl auch zu
Recht verärgert gewesen wären, wenn sie den Auftritt des
Grafen wegen organisatorischer Fehler der Veranstalter
verpasst hätten, verschob man den Auftritt von Unheilig
zunächst einmal um eine halbe Stunde nach hinten.
Dies hatte neben einer langen Leerlaufphase natürlich
auch zufolge, dass auch der restliche Zeitplan nicht mehr
eingehalten werden konnte und sich alles dementsprechend
nach hinten verschob.


 

Die Maßnahme war aber insofern richtig und wichtig, da sich
dadurch die Ränge zusehends füllten und der Einlaß deutlich
zügiger vonstatten ging. Vor schon recht gut gefüllten
Rängen betrat dann Unheilig die Bühne und gab eine
Auswahl der beliebtesten Stücke zum Besten, vom ersten
Hit „Sage Ja!“ über „Die Maschine“, „Willst Du mich?“ bis
zum obligatorischen „Freiheit“, welches dem Grafen
bekanntlich besonders am Herzen liegt, feierten die
Fans Unheilig ab, dessen ehrliche Freude über die
begeisterten Fan-Reaktionen man deutlich in seinem
Gesicht ablesen konnte. Nach seinem Auftritt stand
der Graf dann auch noch den ganzen Freitagabend
am EMSO-Stand für Fragen, Foto-und Autogrammwünsche
der Fans zur Verfügung.


 
 


 

Nach rascher Umbauphase folgte ZERAPHINE, dessen
Frontmann Sven Friedrich wie immer durch seine warme
Stimme beeindruckte. Neben Stücken aus dem aktuellen
Longplayer „Blind Camera“ spielte die Band natürlich auch
ältere Highlights, die perfekt zur einsetzenden Dämmerung
passten.


 

Der erste große Höhepunkt der Veranstaltung war aber
zweifelsohne der Auftritt von GOETHES ERBEN.
Hatte die Band um Oswald Henke und Mindy Kumbalek
doch ihr Vorhaben wie angekündigt in die Tat umgesetzt
und sich nach Beendigung ihrer „Schattendenken“-Tour
2004 weitgehend zurückgezogen. Die beiden Auftritte auf
dem Woodstage in Dresden und hier auf dem Amphi
Festival waren die einzigen Gelegenheiten die Band in
diesem Jahr live zu erleben.


 

Ebenso gab es die auf 500 Exemplare limitierte Maxi-Single
„Alptraumstudio“, die ein Vorbote des im Oktober
erscheinenden Albums „Dazwischen“ ist, zunächst
exklusiv auf den beiden Festivals zu erwerben.
Aber zum eigentlichen Auftritt. Nachdem der
Woodstage-Auftritt eher durchschnittlich war,
was bei den Erben aber immer noch hohes Niveau
bedeutet, lief der Auftritt auf dem Amphi-Festival eindeutig
unter der Kategorie kultverdächtig.


 

Nicht nur, das Oswald gut drauf war und ab und an
mit dem Publikum sprach, nein, mit Gertrud haben sie
von den Fans ein weiteres Maskottchen geschenkt
bekommen, welches Oswald stolz präsentierte.
Die Dämmerung sorgte auch für eine einzigartige
Atmosphäre, die noch verstärkt wurde, als Oswald
Kerzen verteilte und diese angezündet wurden.


 

Dazu spielten sie Stücke aus allen Schaffensperioden
der Erben, von „Zinnsoldaten“ über „Märchenprinzen“
und „Sitz der Gnade“ bis hin zu den neuen Stücken
„Tage des Wassers“ und „Dazwischen“, was für
Begeisterung bei den Fans sorgte, die die Band mit
tosendem Applaus verabschiedeten und lautstark
Zugabe forderten. Ihre Wünsche blieben nicht ungehört
und die Band kam noch einmal auf die Bühne, um
„Lebend lohnt es“ zu spielen, mit dem sie dann
entgültig in die Nacht entschwanden, und man nur
hoffen kann, sie wiederzusehen, irgendwann, irgendwo...
Dann wurde es Zeit für die Headliner des Abends,
PROJECT PITCHFORK. Sänger Peter Spilles, der mit
blauer Kriegsbemalung und endlich wieder kürzeren
Haaren auftrat, zog die Menge sofort in seinen Bann.


 

Neben den allseits bekannten und beliebten Stücken
gab es natürlich auch viel neues Material vom aktuellen
Album „Kaskade“ zu hören, bevor die Band nach
mehreren Zugaben und einer Spielzeit von knapp
anderthalb Stunden den ersten Tag des Amphi-Festivals
beendete. Für Nachtschwärmer gab es noch ein
Mitternachtsspezial mit den beiden britischen Electro-
Damen von Client, aber da es durch die Verschiebung
bereits sehr spät war, hielten leider wirklich nur noch
die Hartgesottenen durch.


 

War der Freitag schon mit Highlights gespickt, ging es
am Sonnabend gleich mit hohem Qualitätsstandard los.
Louis Manke eröffnete den zweiten Tag mit seinem
Projekt STAUBKIND, welches sich binnen kürzester
Zeit zu einem sehr beliebten Act mauserte, was sich
auch bei Live-Auftritten wie beim WGT bemerkbar
machte.


 

Nicht anders die Publikumsreaktion beim Amphi.
Begeisterung auf allen Rängen und ein sichtlich
gerührter Louis, der nahezu alle Hits aus seinem
Debut-Album „Traumfänger“ spielte und seine
Performance noch mit dem einen oder anderen
neuen Stück würzte.
Es folgten PSYCHE, die sehr kurzfristig noch
eingesprungen sind, als die eigentlich geplante
Band Namnambulu unerwartet absagte, weil sie
sich ebenso unerwartet auflöste.
Darrin Huss begeisterte mit einer Mischung aus
alten Hits der langen Bandgeschichte und neuen
Stücken von der „11th Hour“.


 

Danach wurde es deutlich rockiger mit den Jungs
von LACRIMAS PROFUNDERE, deren Gothic
Metal ebenfalls gut bei dem Publikum ankam,
auch wenn selbiges überwiegend aus Electro-Jüngern
bestand.
Diese wurden aber im Folgenden bestens bedient,
als WELLE: ERDBALL auf Sendung ging und die
Hörerschaft mit Klassikern wie „Arbeit Adelt“,
„Starfighter 204G“ oder „23“ verzückte.
Doch auch die Industrial-Fraktion bekam mit
SUICIDE COMMANDO gehörig was auf die Ohren.
Johan van Roy sah man deutlich an, dass er jede
Menge Spaß bei seinem einzigen Festivalauftritt 2005
in Deutschland hatte. Kracher wie „Hellraiser“ und
„Love Breeds Suicide“ durften natürlich nicht fehlen,
aber er überraschte die Fans auch mit einem neuen
Stück vom kommenden Album, welches durchaus
das Zeug zu einem neuen Hit hat.


 

Der Auftritt endete viel zu schnell, aber Johan
musste Platz machen für den nächsten Höhepunkt,
BLUTENGEL. Auch Chris Pohl und Band traten
exklusiv auf dem Amphi auf und was die Fans
zu sehen bekamen war eine gewohnt gelungene
Bühnenshow mit vielen Effekten und einen gut
gelaunten Chris Pohl, der hinterher auch noch
mit Constanze für Fotos und Autogramme zur
Verfügung stand.
Es folgten DIE KRUPPS, die alte und neue Fans
ebenfalls mit einem Best of ihrer 25-jährigen
Bandgeschichte begeisterten, aber nicht gar
so enthusiastisch abgefeiert wurden wie beim
diesjährigen WGT.
Zu den drei Electro-Helden von CAMOUFLAGE
muss man wohl nicht viel sagen?!


 

Neben Hits aus ihrem letzten Album „Sensor“
wie „Me And You“ und einigen neuen Stücken
durften die 80er-Jahre Überhits „The Great
Commandment“ und „Love is a Shield“ natürlich
nicht fehlen, welche die Band allerdings erst
gegen Ende ihres Auftritts zur Begeisterung
des Publikums spielte.


 

Last but certainly not least gaben IN EXTREMO
ihre Visitenkarte als Headliner beim Amphi
Festival ab. Natürlich stand ihr wie immer
gelungener Auftritt ganz im Zeichen ihres
neuen Albums „Mein Rasend Herz“, von
dem sie außer dem Titelstück noch viele
andere Songs spielten, aber Klassiker wie
„Spielmannsfluch“ durften natürlich auch
nicht fehlen. Trotz des inzwischen einsetzenden
leichten Nieselregens genoss das Publikum
Micha und seine Jungs, die einen gelungenen
Abschluß für ein insgesamt gesehen äußerst
erfolgreiches erstes Amphi-Festival bildeten.


 

Nun bleibt nur noch eine schöne Erinnerung
und die Spannung, welche Bands sich im
nächsten Jahr ein Stelldichein geben werden
und ob das Debut, welches die Meßlatte
durchaus hoch anlegt, getoppt werden kann.
Neuigkeiten, Berichte und sonstige Infos
zum Festival findet man auf der Homepage!
 

Impressionen:
 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 


 
 

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