Burgfolk Festival 2004
                           Mehr als Mittelalter


                                        Schandmaul

Das einst als Ableger des Castle Rock Festivals für Freunde der
mittelalterlichen und folkigen Klänge ins Leben gerufene Festival
hat sich binnen kürzester Zeit längst ebenso zu einem Pflicht-
termin der jährlichen Festivalsaison entwickelt wie das Castle
Rock. Kein Wunder, bedenkt man, das wohl nur bei wenigen
vergleichbaren Events die Mischung der einzelnen Bestandteile
eines Festivals so optimal gelungen ist wie hier. Da wäre zum
einen die Location: Das Schloß Broich im Herzen von Mülheim
an der Ruhr ist für solche Events natürlich wie geschaffen, denn
wo kann man besser seiner Leidenschaft zum Mittelalter frönen
als auf dem Schlosshof eines waschechten Schlosses?
Der zweite wesentliche Punkt ist das Line-Up. Auch hier kann
das Burgfolk punkten, beschränkt man sich doch nicht auf
ein reines Dudelsack & Schalmeien Programm, sondern man
hat den Anspruch, bei der Verpflichtung der Künstler ein
möglichst abwechslungsreiches Spektrum abzudecken, das
von besagten Dudelsack-Klängen über Irish Folk, Folk Metal,
Celtic Rock bis hin zu Mittelalterrock reicht.


                               Im Schloßpark

Damit ist nicht nur für jeden etwas geboten, sondern auch
sichergestellt, dass es nicht eintönig und ermüdend wird.
Neben den unterschiedlichen Stilrichtungen legt man seitens
der  Veranstalter auch großen Wert darauf, nicht nur etablierte
Acts zu präsentieren, sondern auch Newcomern ein Forum
zu bieten, sich und ihre Musik einem neugierigen Publikum
vorzustellen.
Last but not least achtet man auch beim Drumherum auf
Details. So ist die Security kompetent, aber stets freundlich,
was man bei manchen Festivals leider auch gern anders erlebt.
Das Kartenkontingent ist auf rund 1500 Leute begrenzt, so
dass der Schlosshof zwar voll ist, aber nie überfüllt wirkt, und
man sich nicht wie andererorts gegenseitig auf den Füssen
steht, was das Vergnügen an so einer Veranstaltung auch
einschränken würde.


                                    Skyclad

Desweiteren ist die Preisgestaltung sowohl der Tickets als
auch der Speisen und Getränke sehr fanfreundlich gestaltet,
so dass das Burgfolk in allen relevanten und nicht relevanten
Bereichen Höchstnoten einfahren kann und sich so auch die
rasante Entwicklung in der Beliebtheitsskala der Festival-
besucher fast von selbst erklärt.
Das Line-Up 2004 wußte auch zu überzeugen.
Eröffnet wurde das Festival von der Connemara Stone
Company. Die Celtic Rock Formation waren nicht nur so
etwas wie Local Heroes, da sie doch aus dem Ruhrpott
kamen, sondern hatten auch die Aufgabe, das Publikum
zu so früher Stunde anzuheizen, was ihnen im Laufe ihres
Auftritts auch gelang. Anfänglich waren die Besucher zwar
noch sehr reserviert und zurückhaltend, konnten sich aber
mit zunehmender Spielzeit immer mehr für die Band
erwärmen. Der Höhepunkt ihres Auftritts war zugleich
auch das letzte Stück, klang sehr punkig und sorgte dafür,
dass die Band mit mehr als nur Höflichkeitsapplaus verab-
schiedet wurde.

Die nachfolgenden Osiris Tauris hatten es natürlich unglücklich
erwischt, war das Publikum doch durch die Stone Company in
Partystimmung gebracht worden und die atmosphärischen
und ethnischen Klänge von Didgeridoo, Trommeln und Dudel-
säcken wirkten da eher als Kontrastprogramm und Party-
bremse. Dabei war die Musik der Band nicht schlecht, im
Gegenteil, sie passte nur nicht an die Stelle des Festivals
sondern wäre eher etwas für die Dämmerung oder atmos-
phärische Abendstunden gewesen.
Als nächstes sollte nach ursprünglicher Planung eigentlich
Wayne Hussey folgen, da dieser jedoch schon frühzeitig
absagen musste, hat man die Mittelalter-Metaller von
Moskote als Ersatz verpflichtet. Die Jungs kamen auch
gut beim Publikum an und spielten überwiegend Stücke
von ihrem aktuellen Album „Siebenstreich“. Als die Band
sich dann verabschiedete, wurden sogar tatsächlich Zugabe-
nrufe laut, was allerdings im Rahmen eines Festivals generell
allenfalls den Headlinern erlaubt ist.

So ging es nun mit Bardic weiter. Das Duo Sarah Jane und
Stefan Arndt Himmelsbach wussten mit einem genialen
Akustik-Set zu beeindrucken. Ohne technischen Firlefanz,
nur mit Flöte, Gitarre und Geige bewaffnet, intonierten sie
eigene Stücke ebenso wie Interpretationen von irischen
Traditionals und krönten das Ganze sogar noch mit einer
Cover-Version von New Model Army’s „Vagabonds“, bevor
sie dann entschwanden. Da sie allerdings nur eine sehr
kurze Umbauphase hatten, durften sie tatsächlich noch
für eine Zugabe auf die Bühne, die ebenfalls aus einer
Cover-Version bestand, und zwar von Therapy?’s
„Screamager“, bevor sie sich endgültig verabschiedeten.
Danach sorgten die Schelme von Schelmish für Stimmung
unter den zahlreichen Gästen und das sie einen Saal, oder
wie in diesem Falle, einen Schlosshof zum Kochen bringen
können, ist ja hinlänglich bekannt. So hatte die nach eigenen
Angaben „fetteste Mittelalterband der Welt“ das Publikum
mit witzigen Ansagen und tanzbaren Klängen aus Sackpfeife
und Trommel schnell im Griff und liess es auch bis zum Ende
nicht mehr los.

Anschließend wurde die Metal-Fraktion bedient. Die Pioniere
des Folk Metal, die Engländer von Skyclad enterten die
Bühne und versprühten soviel Spielfreude, dass es nicht
nur bei „Another Drinkingsong“ zu einem Moshpit kam,
bei dem die Metal-Fans aus sich herausgingen. Das neue
Material, welches die Band in ihre Setlist voller Klassiker
einbaute, fügte sich nahtlos ein und wurde auch sehr
wohlwollend aufgenommen. Nach nur einer Stunde wurde
es dann Zeit für die letzte Umbauphase des Tages, bevor
dann mit Schandmaul die Headliner des Burgfolk 2004 die
Bühne betraten. Im Jahr zuvor an gleicher Stelle noch im
Nachmittagsprogramm aufgetreten, zeigt allein ihre
Positionierung, wie schnell sich die Damen und Herren
von Schandmaul zu einer festen Größe in der Szene
entwickelt haben. Sie boten dem begeisterten Publikum
eine routinierte Show voller Spielfreude und setzten damit
den gelungenen Höhepunkt eines abwechslungsreichen
und stimmungsvollen Festivals, dessen Auflage 2005
wieder mit Spannung erwartet wird.

Impressionen:


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

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