12.10. – 14.10.2007 - Esperanto Hotel Fulda

  Gelungener Abschied aus Fulda

Man merkt von Jahr zu Jahr mehr, dass der große Hype um
„Herr der Ringe“ abflaut. Auch den Veranstaltern der
RingCon ist dies nicht entgangen, schlägt es sich doch in
weniger Anmeldungen für das alljährliche Fantreffen der
Tolkien-Anhänger nieder. Zog man seinerzeit aus dem
Maritim Bonn ab, weil die Con für das Hotel zu groß war und
die Elben sich gegenseitig auf die Schleppen traten, weil es
zu eng war, ist inzwischen das Esperanto in Fulda als
Veranstaltungsort zu groß. Der Hauptsaal wirkte nie wirklich
voll gefüllt und auch beim Umherstreifen durch die Gänge
oder über den Markt wirkte es sehr leer im Vergleich zu
früheren Jahren. Von daher ist die Entscheidung, ins Bonner
Maritim zurückzukehren richtig und nachvollziehbar, zumal
der Schritt ja nicht irreversibel ist. Sollte es sich in Zukunft
abzeichnen, dass wieder mehr Anmeldungen bei den
Veranstaltern eingehen, ist eine Rückkehr nach Fulda
durchaus nicht ausgeschlossen.

Und die Veranstalter haben auch erkannt, dass sie ähnlich
wie bereits die FedCon, die seinerzeit ja auch als reine
Star Trek Con startete und sich im Laufe der Jahre zu
Europas größter Science Fiction Con entwickelte, die
RingCon für weitere Themen öffnen müssen, um dauerhaft
Erfolg zu haben. So waren diesmal neben Stargästen aus
der „Herr der Ringe“-Trilogie auch Schauspieler aus der
„Pirates of the Carribbean“-Trilogie eingeladen.

Natürlich kein Hauptdarsteller, die Gage eines Johnny Depp,
Geoffrey Rush oder Keira Knightley würde wahrscheinlich
den Rahmen sprengen, aber es hat sich ja schon in den
vergangenen Jahren bewiesen, dass die Schauspieler, die
nur kleine Nebenrollen hatten, meist die interessantesten,
witzigsten und fannahesten waren. Bestes Beispiel dafür
sind schließlich die RingCon Maskottchen Mark Ferguson
und Craig Parker.
Auf Parker mussten die Fans in diesem Jahr leider erstmals
verzichten, doch Ferguson war wie immer in Hochform.

Aber zu den einzelnen Gästen später mehr. Ein Blick auf das
Programm zeigt, dass es an allen drei Tagen wie üblich viele
interessante Programmpunkte gab, so dass Langeweile oder
Lücken gar nicht aufkommen konnten. Im Gegenteil, bei so
vielen Parallel-Veranstaltungen war es eigentlich
vorprogrammiert, etwas zu verpassen.

Bereits der Freitag bot von 13 – 19 Uhr volles Programm in
allen Sälen. Während im Hauptsaal Daniel Falconer von der
Special Effects Firma WETA über selbige berichtete, und
die LotR-Schauspieler Lori Dungey, Thomas Robins, Robert
Pollock, Jed Brophy und Kiran Shah, sowie die Piraten der
Karibik-Schauspieler Clive Ashburn und Isaac C. Singleton
die Fans mit viel Spaß und Klamauk unterhielten, konnte man
in den anderen Sälen verschiedensten Lesungen beiwohnen.

Angefangen von Friedhelm Schneidewinds „Spiegel, Horn
und Fledermaus – vom Mythos zum literarischen Motiv“ über
Dr. Rainer Nagels Analyse der Dialekte von Hobbits und
Menschen in Jacksons Verfilmung, Alexandra Veltens Vortrag
über „Tolkien, grüne Pferde, grüne Ritter und abgeschlagene
Köpfe“, bis hin zu Robert Vogels „Hollywood in Piratenhand“
war schon die Small Hall eine echte Konkurrenz für den
Hauptsaal.

Aber auch die Vorträge im Saal Gonddor, wie Dr. Bidlos
„Tolkiens Schöpfungsmythos“, Anja Stürzers „Wormtongue
und Wormtail – hat Rowling bei Tolkien geklaut?“,
Dr. Weichmanns Vortrag über Tolkiens kleinere Werke,
Prof. Dr. Honeggers „Gute Drachen sind rar“, sowie
Martin Sternbergs Satire „Tolkien in Bayreuth – der Schrecken
des Esablishments“ und Robert Vogels Analyse der
anderen „Herr der Ringe“-Filme und Pratchetts
Scheibenwelt-Filme, waren definitiv hörens- bzw. sehenswert.
Das alles zu sehen, war wie gesagt, schlicht unmöglich,
da hätte man sich schon in drei Teile spalten müssen.

Wenn man dann auch noch an einem der verschiedenen
Workshops (Chor, Acting, Bogenschießen, Historischer Tanz)
teilnehmen wollte, musste man sich schon in bis zu fünf
Teile spalten. Da dies aber weder appetitlich aussähe noch
praktisch machbar ist, hat man bereits im Vorfeld
entscheiden müssen, welche der gebotenen Veranstaltungen
einem persönlich am wichtigsten erscheint.

Vielleicht einer der Gründe dafür, warum es im Hauptsaal
nie wirklich voll wirkte. Wenn sich die Con-Teilnehmer auf
diese zahlreichen parallelen Veranstaltungen aufteilten,
manche auch noch über den Markt schlenderten, dann
verläuft sich das eben ein wenig.
Nach einer Präsentation von Sponsor Codemasters gab es
den alljährlichen Video-Contest, welcher vom Publikum
gewohnt gut aufgenommen wurde.

Bei der Opening Ceremony, dem ersten Highlight, welches
keine Parallel-Veranstaltungen hatte, war es dann auch
relativ voll und selbige war auch wie jedes Jahr unvergesslich.
Danach folgten noch die Panels von John Noble,
Mark Ferguson und Jonathan Harding, die die Fans bestens
unterhielten, während Friedhelm Schneidewind parallel
„Lieder von kleinen Leuten – von Hobbits, Zwergen und
anderen“ präsentierte.

Das offizielle Programm am Freitagabend klang dann mit
einem Mittelalterkonzert von Schelmish aus, nichtsdestotrotz
feierten viele noch bis in die späte Nacht hinein.

Am Sonnabend waren ebenso viele Parallel-Veranstaltungen
am Start wie am Freitag. Bei den Workshops gesellte sich
noch Schwertkampf hinzu, während im Hauptsaal Sponsor
Atari das Programm eröffnete. Danach alberten Lori, Mark,
Thomas und Jonathan auf der Bühne herum, inklusive des
beliebten Improvisationstheaters, sehr zur Freude der Fans.
Danach wurde der Hauptsaal für den Nachmittag für die
Autogrammstunde gebraucht, so dass man sich in Ruhe
den zahlreichen Vorträgen widmen konnte.

Das Highlight hierbei war natürlich das alljährliche
Streitgespräch. Diskutierten in vergangenen Jahren
Schneidewind und Nagel über die Probleme der
Jackson-Verfilmung, war es diesmal Anja Stürzer, die mit
Schneidewind in den Ring stieg und über Tolkien und Rowling
diskutierten. Wie immer moderiert von Frank Weinreich,
war diese Diskussion wie  immer viel zu kurz, da beide
Standpunkte nachvollziehbar waren und man gerne mehr
gehört hätte. Aber vielleicht gibt’s im nächsten Jahr
ja eine Fortsetzung.

Stefan Servos stellte später die unbeachteten Tolkien-
Verfilmungen vor, bei denen es bei den meisten schon
gut ist, dass sie unbekannt und unbeachtet bleiben.
Die übrigen Lesungen der anderen Dozenten waren natürlich
auch interessant, aber es macht keinen Sinn, hier von
jedem Tag einfach nur das Programm aufzuzählen.
Wer dabei war, wird sich mit Freude daran erinnern, wer
nicht, findet an anderer Stelle sicher detailliertere
Beschreibungen der einzelnen Panels.

Der Samstag Abend aber strotzte vor Highlights.
Angefangen beim Auftritt von Gollum, bzw. King Kong
persönlich. Andy Serkis, der dankenswerterweise kurzfristig
spontan als Ersatz für Karl Urban, der kurz vor der Con
seine Teilnahme wegen Dreharbeiten absagen musste,
einsprang und nur für den Samstag nach Fulda kam, hatte
keine Probleme, das Publikum zu begeistern. Neben
interessanten Anekdoten von den Dreharbeiten mit den
Jackson-Projekten, Berichten von seinen aktuellen Rollen
(u.a. in „Tintenherz“) gab er auch eine kleine Gollum-
Performance zum besten. Leider war sein Panel viel zu
schnell vorbei. Danach ging es zur witzigen Auktion mit
Mark Ferguson, ehe mit dem Costume Contest das
nächste Highlight anstand. Unter anderem war Moderator
Marc B. Lee dort auch im Kleid zu sehen. Das kommt davon,
wenn man Wetten verliert.....

Das finale Highlight war das Konzert von John Kelly
(ja, ehemals Kelly Family) und seiner Frau Maite Itoiz.
Die ausgebildete Musical/Opern-Sängerin hat einfach
eine traumhafte Stimme und die folkigen Stücke zogen
die Zuhörer unwiderruflich in ihren Bann, was zu
frenetischem Applaus und mehreren Zugaben führte.

Die Band war von der positiven Reaktion des Publikums auch
sichtlich erfreut und man kann nur hoffen, dass die Band
wieder einmal zu einer RingCon eingeladen wird. Da das
Konzert im Hauptsaal allerdings so lang ging, verpasste man
den Beginn des Mittelalter-Rock-Konzerts von Schelmish
im Foyer. Die Band wusste auch mit rockigen Sounds die
Fans zu begeistern und Party bis in die frühen Morgen-
stunden zu machen. Damit endete auch der Samstag mit
einem Kracher, ehe es zur Con-Party oder den
verschiedenen Room-Partys ging.

Der Sonntag bot dieselbe gute Mischung aus Guest-Panels,
Lesungen, Workshops und Autogrammstunden wie die Tage
zuvor, mit der Closing Ceremony als emotionales Highlight,
läutete sie nicht nur das Ende der RingCon 2007 ein, was
jedes Jahr der Moment für Melancholie und den Con-Blues
ist, sondern bis auf weiteres auch das Ende der Ära
RingCon im Esperanto Fulda.

Doch ein Ende ist ja meist auch ein neuer Anfang und man
darf gespannt sein, wie sich die RingCon in Zukunft in Bonn
entwickelt. Vielleicht kommt es in ein paar Jahren ja wieder
zu einem Zuschauer-Boom, der das Maritim wieder zu klein
macht und von daher ist es doch gut mit dem Esperanto
in Fulda eine Alternative in der Hinterhand zu haben.
Mal sehen, was die Zukunft bringt. Zunächst einmal die
RingCon 2008 vom bis in Bonn.

Anmeldungen unter RingCon

Text: Steve Palaser
Fotos: Lothar Kaesler

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