Locationwechsel insgesamt ein Schritt nach vorn!

Die vierte Auflage der Ring*Con war zugleich eine Premiere.
Nicht nur für die Veranstalter der Convention, die nach drei
erfolgreichen Jahren im Bonner Maritim-Hotel erstmals den
Veranstaltungsort nach Fulda wechselten, sondern auch für
den Veranstaltungsort selbst. Das Fuldaer Kongreßzentrum
Esperanto-Hotel wurde erst wenige Wochen vor der
Ring*Con 2005 fertig gestellt und eröffnet. Die Ring*Con
war die erste große Veranstaltung, die in dem neuen
Gebäudekomplex organisiert wurde und somit sozusagen
eine Feuerprobe für alle Beteiligten.

Es begann wie jedes Jahr mit der Pressekonferenz, bei der
sich die bereits anwesenden Schauspieler den Kameras und
Fragen der Medienvertreter stellten. In der Zwischenzeit
checkten die Fans an der Con-Rezeption ein und bekamen
ihr Ticket und ihr Bändchen ausgehändigt.

Bis zur offiziellen Opening Ceremony am Abend wurde den
Fans schließlich mehr als genug an Programm geboten.
In der Haupthalle fanden bereits ab 14 Uhr die ersten
Frage & Antwort-Panels der Filmschauspieler statt. Stephen
Ure, Lori Dungey, Sandro Kopp und Jonathan Harding
stellten sich ihren Fans und unterhielten sie mit spontanen
Antworten, lustigen Anekdoten von den Dreharbeiten sowie
einem insgesamt fannahem und sympathischen Auftreten.

Zeitgleich hielten in den kleinen Sälen die Tolkien-Experten
ihre Vorträge für das interessierte Publikum. So erklärte
Dr. Rainer Nagel die sprachlichen Ursprünge der Rohirrim,
Daniel Reeve zeigte und erklärte die Kalligraphie, die er für
die Schriftzüge in Peter Jacksons „Herr der Ringe“-
Verfilmung verwendete. Auch von der Kartographie konnte
er einiges erzählen, da er auch die allgegenwärtige
Mittelerde-Karte für die Filme gezeichnet hat.

Mana Hira Davis erzählte ebenfalls von den Dreharbeiten,
während Alexandra Velten sich mit den Dichtungen der
Rohirrim beschäftigte. Friedhelm Schneidewind und Frank
Weinreich suchten Autoren und Kurzgeschichten für eine
Anthologie, die sie im nächsten Jahr herausgeben wollen.
Und wen das alles nicht interessierte, der konnte sich aktiv
am Elbenchor-, Schwertkampf- oder Gewandungsworkshop
beteiligen, den Konzerten von Schelmish, Elane, Die
Streuner und Glendalough lauschen oder einfach nur den
Mittelaltermarkt und den Händlerraum besuchen.

Nach der Opening Ceremony gab es im Hauptsaal noch ein
HdR-Quiz mit den Ring*Con Maskottchen
Craig Parker & Mark Ferguson.


                       Mark Ferguson & Craig Parker

Am späten Abend, während in der Party-Zone bereits kräftig
gefeiert wurde, fand im Hauptsaal noch die Premiere von
„Kriegerherzen“ statt. Das „Kriegerherzen“-Team war schon
seit mehreren Jahren auf der Ring*Con vertreten und hielt
die Fans über den aktuellen Status des Projektes auf dem
Laufenden. Nun war es also endlich soweit. Die Independent-
Produktion, die mit viel Herzblut von Fantasy-Liebhabern für
die Fans produziert wurde, feierte ihre Fertigstellung. Es ist
nur schade, dass sich nur wenige Fans auf der Ring*Con
diese Premiere anschauten. 268 Darsteller, viele Kostüme
und Locations, über vier Jahre stressige und ehrenamtliche
Produktionsarbeit, für die alle Beteiligten ihre Freizeit geopfert
haben, gipfelten in einem 156-minütigen Epos, dass allein
schon wegen der Hingabe der Beteiligten die Aufmerksamkeit
der deutschen „Herr der Ringe“ und Fantasy-Fans verdient hat.

Am Samstagmorgen sorgten Mark & Craig als Animateure
mit etwas Middle-Earth-Aerobics dafür, das der Kreislauf der
Fans in Wallung kam, wobei das bei einigen weiblichen Fans
sicher nicht mehr erforderlich war, reichte ihnen doch schon
die bloße Präsenz der beiden.

Gegen Mittag fand das beliebte Streitgespräch zwischen Frank
Weinreich, Friedhelm Schneidewind und Rainer Nagel von der
letzten Ring*Con seine Fortsetzung, bei der es um das Pro
und Contra der Peter Jackson-Verfilmung des
Tolkien-Werkes ging.

Da die Diskussion auch diesmal nicht zu einem Ende kam,
bleibt zu hoffen, dass sie im Rahmen der nächsten
Ring*Con eine weitere Fortsetzung findet.

Christian Weichmann brachte den Fans die kleineren Werke
Tolkiens näher, und Myk Jung präsentierte die Fortsetzung
seines „Herr der Ohrringe“, die nicht minder witzig und
wortgewandt war wie der Erstling. Frank Weinreich
vermittelte in einem weiteren Panel, was Tolkien mit dem
Ausspruch „Fantasy ist ein Menschenrecht“ meinte und
warum es die Literaturgattung schwer hat, von den meisten
Literaturkritikern als „echte“ Literatur akzeptiert zu werden.
Zumeist wird Fantasy als realitätsferner und sinnfreier
Eskapismus abgestempelt, was gerade im Falle Tolkien
unzutreffender wohl nicht sein könnte.

Der Videocontest war leider eine Insiderveranstaltung, denn
wer sich nicht in den völlig überfüllten kleinen Saal begeben
hatte, erfuhr nicht mal bei der Preisverleihung während der
Closing Ceremony, warum die einzelnen Beiträge einen
Preiserhalten haben, da man es nicht für nötig erachtete,
zumindest die preisgekrönten Videos noch einmal für das
Gesamtpublikum zu zeigen. Da sollte man beim nächsten
Mal daraus lernen, den Contest entweder gleich im Hauptsaal
stattfinden lassen, so dass überhaupt jeder die Chance hat,
ihn zu sehen, oder wenigstens die Siegervideos bei der
Closing Ceremony präsentieren. In den vergangenen Jahren
wurde man schließlichsogar zwischen den einzelnen Panels
zigmal mit den gleichen Videos berieselt (z. B. „Middle-Earth
Olympics“, „Männer“).

Die Charity-Auktion von Mark Ferguson brachte einige
Silberlinge für den guten Zweck ein und der alljährliche
Kostümwettbewerb wartete wie immer mit originellen und
aufwendigen Kostümen, witzigen Performances und einigen
Überraschungen auf.

Danach war es an dem zweitwichtigsten Star dieser
Ring*Con, die Fans zu unterhalten. John Noble, der im
dritten Teil der Trilogie den Denethor mimt, hielt einen Teil
der Fans aber nicht im Saal, wanderten doch nicht wenige
nach dem Kostümwettbewerb ab und verließen die
Haupthalle. Dies ist insofern nicht verwunderlich, da der
20 Uhr Slot am Samstag normalerweise für den Hauptstar
der Con reserviert ist, und diesen Status hat John Noble beim
besten Willen nicht. Dennoch freuten sich die Dagebliebenen
über ein kurzweiliges Panel mit einem sympathischen
Schauspieler.

Hobbit-Darsteller Thomas Robins unterhielt die Fans
ebenfalls bestens, bevor das Musical „Ring Stars –
The Unleashed Tales“ aufgeführt wurde. Nur schade, das
parallel dazu imFoyer das Konzert von Fiddlers Green
stattfand. Die Band gewann zwareinige neue Fans, viele
jedoch zogen das Musical dem Konzert vor.Zumindest
konnten sich Schelmish nach Fiddlers Green über viel
Zuschauerzuspruch freuen. Die Akustik ließ zwar sowohl bei
den Fiddlers als auch bei Schelmish zu wünschen übrig, aber
das wird sich im Laufe der Zeit sicher auch noch einspielen.
Die Tontechniker müssen schließlich erstmal mit der Location
zurecht kommen. Danach war wie in jedem Jahr Party bis
zum abwinken angesagt. <>Am Sonntag zeigte Stefan Servos
den Frühaufstehern ein Making of der Verfilmung von CS
Lewis’ „Chronicles of Narnia“, erläuterte ein wenig
den Background der Romane und erzählte von der
Freundschaft, die Tolkien und Lewis verband. Danach stellte
Fredhelm Schneidewind unmissverständlich klar, dass es sich
bei Mittelerde tatsächlich um unsere Welt handelt, zwar nicht
im historischen, wohl aber im ethischen Sinne.

Mittags, nach der letzten Autogrammsession, wurde ein
absolutes Highlight der gesamten Convention geboten.
Mit dem Elben-Panel, welches die fünf anwesenden Elben-
Darsteller Mark & Craig, Jonathan Harding, Sandro Kopp,
Mana Hira Davis und Jari Benzon auf der Bühne vereinte,
hat man einen Volltreffer gelandet. Die Jungs sorgten
mit genial-spontaner Improvisations-Comedy für
ausgelassene Stimmung beim Publikum und die Stunde
ging viel zu schnell vorbei. Theoretisch hätten sie noch den
ganzen Nachmittag weitermachen können, ohne das
es langweilig oder gar eintönig geworden wäre.

Das folgende Hobbit-Panel mit Thomas Robins und Lori
Dungey hatte zwar auch seinen Charme, kam aber nicht an
die Elben heran. Lawrence Makoare und Royd Tolkien
brachten die Star-Panels zu einem würdigen Abschluß,
bevor die Closing Ceremony begann und das Ende der
vierten Ring*Con einläutete.

Neben der Award-Vergabe für die verschiedenen Contests
wurden auch die Gewinner der Verlosung gezogen und
natürlich alle Stars und Experten der Ring*Con 2005
gebührend verabschiedet. Zu guter Letzt wurde dann wie in
jedem Jahr ein schnell, aber professionell
zusammengestellter Videoclip mit Impressionen des
Wochenendes gezeigt, welcher den Con-Blues endgültig
verbreitete, aber auch die Vorfreude auf die Ring*Con
2006 beginnen ließ.

Die einzigen echten Wermutstropfen der Ring*Con 2005
waren die kurzfristigen Absagen dreier heiß erwarteter
Hauptstars, namentlich Sean Astin, David Wenham und
John Howe, doch mit so was muß man bei jeder
Convention leider immer rechnen und die Veranstalter
haben mit Billy Boyd auch trotz der Kürze der Zeit für
hochkarätigen Ersatz gesorgt.

Ebenso dürften sich viele Fans über die Rückkehr von
Lawrence Makoare zur Ring*Con gefreut haben.

Vielleicht hat man nächstes Jahr ja mehr
Glück mit den Haupt-Gaststars.

Die neue Location, das frisch gebaute Esperanto
Kongreßzentrum ist grundsätzlich ein Fortschritt, da es
einfach weitläufiger ist als das Bonner Maritim und sich so
alles etwas entzerrt. Es steht auch mehr Platz für neue
Einrichtungen wie den Mittelaltermarkt zur Verfügung. Die
Sitzplatz-Anordnung in der Haupthalle im Arenastil ist zwar
für dieSicht besser, dennoch ist die Haupthalle ein
Kritikpunkt, wirkt sie doch im Vergleich zum gediegenen
Hauptsaal im Maritim kalt und unpersönlich.

Aber auch dies ist sicher Gewöhnungssache und vielleicht
wird das zur nächsten Auflage ja noch. Dafür, dass es die
erste Veranstaltung an diesem Ort für alle Beteiligten war,
haben sie ihre Sache mehr als ordentlich gemacht.

Die Ring*Con 2006, die als fünfte Ausgabe gleichzeitig ein
kleines Jubiläum ist, kann kommen.

Impressionen:

EXIT

netMagazine.de